Von Martin Kugler, Die Presse, 14.2.08
MANILA/WIEN. Weltweit ist der Zug zur Gentechnik in der Landwirtschaft ungebrochen: Im Jahr 2007 ist die Anbaufläche von Gen-Pflanzen um weitere zwölf Prozent auf insgesamt 114,3 Millionen Hektar gestiegen. Zum Vergleich: Das entspricht einer Fläche, die 83 mal so groß ist wie das österreichische Ackerland. Seit der Markt-Einführung der "Grünen Gentechnik" vor zwölf Jahren ist das die zwölfte starke Zunahme in Folge.
Diese Daten hat am Mittwochabend die Biotech-Lobbying-Organisation ISAAA ("Internationale Service for the Acqusition of Agri-Biotech Applications") veröffentlicht. DieOrganisation wird vor allem von Biotech-Konzernen finanziert, die ISAAA-Daten sind aber die einzigen halbwegs verlässlichen Daten über die Verwendung von Gentechnik.
Unverändert ist die wichtigste Gen-Pflanze Soja, gefolgt von Mais, Baumwolle und Raps. Der Biosprit-Boom hat die Dynamik allerdings etwas verändert: Während die Anbaufläche von Gen-Soja weltweit stagnierte, wuchs der Anbau von Gen-Mais weit überdurchschnittlich. Das betrifft vor allem die USA, in der gigantische Mengen an Mais in die Energieproduktion gehen. Konkret: Aus sieben Mio. Hektar Gen-Mais sowie aus 3,4 Mio. Hektar Gen-Soja werden Autotreibstoffe gemacht. Die verstärkte Nutzung von Gen-Saaten für die Sprit-Produktion ist bis dato fast ausschließlich auf die USA beschränkt.
Australien testet Gen-Weizen
Den größten relativen Zuwachs gab es 2007 in Indien und China. Verantwortlich dafür ist vor allem Baumwolle: Mittlerweile stammen 42 Prozent der weltweiten Baumwoll-Produktion aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Vor zwei Jahren waren es "nur" 28 Prozent. Gen-Baumwolle ist resistent gegen Insekten-Schädlinge, die ansonsten schwierig zu bekämpfen sind. Besonders krass ist die Situation in China: 3,8 der 5,5 Millionen Hektar Baumwoll-Pflanzungen sind bereits mit Gen-Saaten bebaut. Das heißt, dass 69 Prozent aller in China produzierten T-Shirts oder Jeans aus Gen-Pflanzen hergestellt sind.
China gibt derzeit Vollgas in Sachen Grüne Gentechnik: Erstmals wurde im Vorjahr weltweit eine größere Menge gentechnisch veränderte Bäume - nämlich 250.000 Pappeln mit veränderter Lignin-Zusammensetzung - angebaut. Neu auf den Feldern sind Gen-Paprika und Paradeiser. Kurz vor der Zulassung sind Gen-Reis-Sorten.
Auch in anderen Ländern tut sich viel: Australien testet nun - nach einigen Dürre-Jahren in Folge - trocken-resistente Gen-Weizen-Sorten. Davor sind bisher sogar die US-Konzerne zurückgeschreckt - aus Angst vor Ressentiments der Konsumenten beim Nahrungsmittel Nummer eins. Die US-Farmer sind unverändert die größten Nutzer von Gen-Saaten, dahinter folgen Argentinien, Brasilien und Kanada. Insgesamt werden in 23 Staaten Gen-Pflanzen angebaut. In der EU ist deren Zahl auf acht angewachsen: Zu Spanien, Frankreich, Tschechien, Portugal, Deutschland, der Slowakei und Rumänien hat sich im Vorjahr Polen hinzugesellt. Frankreich und Rumänien überlegen indes den Ausstieg.
philippe
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